KTG Agrar SE: Deutschlands führender Agrarkonzern ist insolvent

Einer der größten deutschen Agrarkonzerne gehört jetzt auch zu den gefallenen Opfern der Mittelstandsanleihe: Die KTG Agrar SE stellte am 5. Juli 2016 einen Antrag am Amtsgerichts Hamburg auf Insolvenzeröffnung. Am 1. September 2016 wurde nun das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet (Az.: 67g IN 266/16). Zum vorläufigen Sachwalter wurde Rechtsanwalt Stefan Denkhaus ernannt.

Im Jahr 2000 wurde die KTG Agrar GmbH gegründet. Fünf Jahre später folgte die Umwandlung der Gesellschaftsform zur KTG Agrar AG. Eines der führenden Agrarunternehmen Deutschlands konzentrierte sich auf die Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse in Europa, u.a. erneuerbare Energien, Lebensmittel oder Agrarrohstoffe. Nach dem Börsengang im Jahr 2007 wurden insgesamt rund 1,8 Mio. Aktien platziert. In den Großteil der Aktien investierten insbesondere private Anleger, die sich an den beiden durch die KTG Agrar AG gegebenen Anleihen Biowertpapier II (WKN: A1H3VN) und Biowertpapier III (WKN: A11QGQ) beteiligten. Insgesamt investierten die Anleger rund 342 Mio. Euro in die Wertpapiere. 2013 firmierte die Gesellschaft erneut um, allerdings in die Europäische Gesellschaft KTG Agrar SE. Nachdem am 6. Juni 2016 die Zinsauszahlung der Biowertpapier II-Anleihe in Höhe von 18 Mio. Euro fällig war, konnte die Gesellschaft allerdings nicht die Forderungen der Anleger begleichen und meldete am 5. Juli 2016 kurzerhand Insolvenz in Eigenverwaltung an. Am 1. September 2016 eröffnete das Amtsgericht Hamburg letztlich das Insolvenzverfahren über das Vermögen der KTG Agrar SE. Wie es so häufig in der Praxis passiert, zieht die Insolvenz einer Muttergesellschaft auch weitere Insolvenzen in der Unternehmensgruppe nach sich. Mit dem klassischen Domino-Effekt sind bislang drei Tochtergesellschaften der KTG Agrar SE konfrontiert worden. Sowohl die Delta Agrar GmbH, Delta Agrar und Handels GmbH, sowie die NOA Naturoel Anklam AG sind mittlerweile insolvent. Nach eigenen Angaben der KTG Agrar SE hat das Unternehmen rund zwei Mio. Euro in die Tochtergesellschaft NOA Naturoel Anklam investiert und hält zudem 100 Prozent der Firmenanteile. Allein gegen die Delta Agrar GmbH und die Delta Agrar und Handels GmbH, die u.a. für den Einkauf von Betriebsmitteln, sowie Transport und Logistik verantwortlich waren, hat die KTG Agrar SE Forderungen von rund 50 Mio. Euro.

Rund 400 Mio. Euro Schulden – Staatsanwaltschaft ermittelt

Das Unternehmen soll sich auf etwa 400 Mio. Euro verschuldet haben. Dementsprechend wird die Insolvenzquote niedrig ausfallen und könnte im schlimmsten Fall den Totalverlust für Anleger bedeuten. Einige Wochen nach Antrag auf Insolvenzeröffnung ist auch der Unternehmensgründer und Vorstandschef Siegrid Hofreiter zurückgetreten. Laut Wirtschaftswoche hat die Staatsanwaltschaft Hamburg gegen ihn und vier weitere Konzernmanager ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der Hintergrund des Ermittlungsverfahrens ist der Verdacht auf Verstöße gegen das Aktiengesetz, da Hofreiter, sowie die vier Manager die wirtschaftliche Lage des Unternehmens beschönigt und dementsprechend falsch dargestellt haben sollen.

Bislang noch kein konkretes Sanierungskonzept

Aufgrund des, vom Gericht stattgegebenen, Antrags auf Insolvenz in Eigenverwaltung plant das Unternehmen nun einen Restrukturierungprozess mit notwendigen Sanierungsmaßnahmen. Hierzu gehören in der Regel auch Laufzeitverlängerungen oder der Verzicht seitens Anleger auf Zinsausschüttungen.

Drohender Totalverlust? Möglichkeiten für betroffene Anleger
Anleger könnten mit hohen Verlusten bis hin zum Totalverlust rechnen. Deshalb sollten Betroffene form- und fristgerecht ihre Forderungen beim zuständigen Insolvenzverwalter anmelden. Weiterhin sollte auch anwaltlicher Rat hinzugezogen werden, um mögliche Schadensersatzansprüche prüfen zu lassen und weitere rechtliche Möglichkeiten auszuschöpfen.

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