P&R-Gruppe: Es fehlen 1 Mio. Container – Größter deutscher Anlageskandal?

Seit Mitte März befinden sich die ersten P&R-Gesellschaften im vorläufigen Insolvenzverfahren. Die zuständige Insolvenzverwaltung ist derweil mit der Bestandsaufnahme und der Sicherung von Erlösen beschäftigt. Die Bestandsaufnahme der fünf insolventen deutschen P&R-Gesellschaften erfolgt mit Hilfe der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers.

Am 17. Mai 2018 veröffentlichte die Insolvenzverwaltung die ersten Ergebnisse der Bestandsaufnahme und teilte mit, dass sich erste Vermutungen zu fehlenden Containern bestätigt haben. Die Summe der vorhandenen und vermieteten Container sei deutlich niedriger als die der eigentlich an die Anleger verkauften Container. Genauer gesagt sollen von den rund 1,6 Mio. verkauften Schiffscontainern lediglich 600.000 existieren. Darüber hinaus gab die Insolvenzverwaltung bekannt, dass inzwischen auch die Staatsanwaltschaft München I gegen die Verantwortlichen der Gesellschaft ermittelt. Damit könnte es sich bei der Insolvenz der P&R-Gruppe um den womöglich größten Anlageskandal der deutschen Geschichte handeln, denn es stehen etwa 3,5 Mrd. Euro der Anleger auf dem Spiel.

Am 19. März 2018 eröffnete das Amtsgericht München das vorläufige Insolvenzverfahren über das Vermögen der P&R Container Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH, P&R Container Leasing GmbH sowie der P&R Gebrauchtcontainer Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH (Az.: 1542 IN 726/18, 1542 IN 727/18, 1542 IN 728/18). Mit Beschluss vom 19. März 2018 bestellte das Gericht Rechtsanwalt Dr. Michael Jaffé zum vorläufigen Insolvenzverwalter der P&R Container Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH sowie der P&R Gebrauchtcontainer Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH und Rechtsanwalt Dr. Philip Heinke zum vorläufigen Insolvenzverwalter der P&R Container Leasing GmbH.
Am 26. April 2018 stellten auch die zwei verbliebenen deutschen Gesellschaften der P&R-Gruppe, die P&R Transport-Container GmbH und die P&R AG, einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht München (Az.: 1542 IN 1127/18, 1542 IN 1128/18). Rechtsanwalt Dr. Michael Jaffé und Rechtsanwalt Dr. Philip Heinke fungieren auch für die zwei weiteren Gesellschaften als vorläufige Insolvenzverwalter.

Die P&R-Gruppe

Die insolventen Container-Verwaltungsgesellschaften der P&R-Gruppe boten Privatanlegern neue und gebrauchte Frachtcontainer als Direktinvestment an. Das Geschäftsmodell sah einen Verkauf der Container durch Kauf- und Verwaltungsverträge an die Anleger vor. Durch den Verwaltungsvertrag übernahmen die P&R-Gesellschaften administrative Aufgaben, vermieteten die Container für die Anleger an Reedereien und Containerleasinggesellschaften und kümmerten sich um die Instandhaltung der Container. Die Anleger erhielten die Mietauszahlungen der Container. Am Ende der Vertragslaufzeit von drei bis fünf Jahren sollte ein Rückkauf der Container zum Zeitwert durch die P&R erfolgen. Zuletzt habe die P&R-Gruppe rund 51.000 Anleger betreut.

Wie kam es zur Insolvenz?

Die Firmengeschichte der P&R-Gruppe reicht bis in das Jahr 1975 zurück. In der darauffolgenden Zeit entwickelte sich die P&R-Gruppe zu einem der größten deutschen Investmentanbieter auf dem grauen Kapitalmarkt. Jedoch kam es vor zehn Jahren zu den ersten wirtschaftlichen Schwierigkeiten für das Unternehmen. In den Jahren 2000 bis 2008 waren die Frachtraten hoch, die Nachfrage stieg schneller als das Angebot an. Infolge dieser Entwicklung wurde der Schiffsmarkt weiter ausgebaut. Auch P&R verkaufte während der Hochphase zahlreiche Container.
Im Jahr 2008 kam es dann aber zum weltweiten Börsencrash. Die Wirtschafts- und Finanzbranche brach ein und damit auch das Containergeschäft. Im Zuge der Wirtschaftskrise überstieg auch das Angebot an Schiffen die Nachfrage. Es besteht bis heute Überkapazität auf dem Markt. Die Fracht- und Charterraten sind deutlich gesunken und viele Schiffe können kaum noch Umsätze erwirtschaften. Somit ist auch eine Vielzahl der verkauften Container der P&R ungenutzt und verursacht Lagerkosten.

Suche nach den Containern

Neben der Frage um das Eigentum an den Containern bleibt auch die Suche nach den Containern noch offen, denn etwa 1 Mio. Container aus einem Bestand von eigentlichen 1,6 Mio. Containern fehlen. Zudem haben etwa 90 Prozent der Anleger beim Abschluss des Kauf- und Verwaltungsvertrags keinen Eigentumsnachweis erhalten. Erst seit Bekanntwerden der Insolvenzeröffnung stellt sich vielen Anlegern die Frage nach den Eigentumsverhältnissen der Container.

Wir vertreten bereits Anleger in der Sache P&R

Anleger könnten hohe Verluste bis hin zum Totalverlust erleiden. Betroffenen wird deshalb geraten anwaltlichen Rat einzuholen, um die Eigentumsverhältnisse klären zu lassen und weitere rechtliche Möglichkeiten auszuschöpfen. Zudem sollten bei Eröffnung der regulären Insolvenzverfahren mögliche Forderungen anwaltlich im Insolvenzverfahren durchgesetzt werden.
Sollten die Investitionen ohne entsprechende Hinweise auf etwaige Risiken angeboten oder empfohlen worden sein, so kann je nach Einzelfall und Prüfung des Sachverhalts die Möglichkeit bestehen, im Rahmen einer fehlerhaften Anlageberatung Schadensersatzansprüche geltend zu machen. Auch eine Haftung der Unternehmensverantwortlichen könnte im Fall eines betriebenen Schneeballsystems aufleben, dementsprechend könnten Betroffene gegebenenfalls auch Schadensersatzansprüche infolge der unerlaubten Handlung durchsetzen.

Sie haben Fragen? Wir sind für Sie da.
Sollten Sie weitere Fragen zu diesem Thema haben oder rechtliche Hilfe benötigen, rufen Sie uns einfach an oder nutzen Sie unseren kostenlosen Rückrufservice.

IVA AG : +49 621 180000