Reederei Rickmers: Anleger könnte im schlimmsten Fall eine Insolvenzquote von nur 2,3 Prozent drohen

Am 31. Mai 2017 lehnte der Vorstand der HSH Nordbank AG als wichtigster Kreditgeber die Unterstützung zur Sanierung der Reederei Rickmers ab. Im Zuge dessen sah sich die Rickmers Holding AG unweigerlich am 1. Juni 2017 dazu verpflichtet, einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung am Amtsgericht Hamburg zu stellen. Laut der HSH Nordbank sei das Sanierunskonzept der Reederei Rickmers nicht stabil genug. Am 11. Juni 2017 wäre die nächste Zinsauszahlung in Höhe von 24 Mio. Euro an tausende von Anlegern der 275 Mio. Euro schweren Anleihe fällig. Nach dem Sanierungskonzept hätte die HSH Nordbank die Reederei Rickmers bei der Zinsausschüttung unterstützen sollen, da sie allerdings eine Mithilfe verweigerte, ist die Reederei Rickmers somit zahlungsunfähig.

Die Schifffahrtskrise kostete die Gesellschaft seit 2008 Unmengen an wirtschaftlichen und finanziellen Einbußen. Es war ein schleichender Prozess, der unzählige Anbieter auf dem Markt finanziell und wirtschaftlich traf und am Ende auch existentiell. Die Reeder haben zu Beginn der Jahrtausendwende eine Vielzahl an Schiffen bestellt und mit steigendem Wachstum gerechnet. Der Schiffstransport wurde von allen Seiten vergrößert und die bereits bestehenden Überkapazitäten intensiviert. Jedoch verringerte sich die Nachfrage stark. Zahlreiche Schiffe ankerten an Häfen ohne Charterverträge und kosteten die Reedereien viel Geld. Es traf auch die Anleger, deren Zinsausschüttungen ausblieben und die am Ende oftmals den Totalverlust erlitten.

Rickmers Panamaxe waren nicht mehr gefragt

Insbesondere die Erweiterung des Panamakanals wurde der Reederei Rickmers zum Verhängnis. Zu den zahlreichen Schiffen der Reederei gehören die sog. Panamaxe. Diese Schiffe, mit einer Kapazität von unter 5000 Containern, eigneten sich vor einigen Jahren noch zum Befahren des engen Panamakanals. Da der Markt aber mittlerweile Containerriesen mit Kapazitäten von 15.000 bis 20.000 Containern präferiert und der Panamakanal inzwischen breitere Schleusen aufweist, hat sich auch die Nachfrage nach kleinen Containerfrachtern stark verringert. Die Charterraten fielen und auch die Insolvenz der Tochtergesellschaft Rickmers Maritime Trust (RMT) sorgte für Schwierigkeiten. Im vergangenen Geschäftsjahr konnte die Rickmers letztlich einen Verlust von 341 Mio. Euro verbuchen. Insgesamt hat das Unternehmen Schulden in Höhe von 1,5 Mrd. Euro.

HSH Nordbank wird privatisiert

Die HSH Nordbank wird derzeit von den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein unterstützt. Allerdings soll das Kreditinstitut bis Februar 2018 laut EU-Vorgabe verkauft und privatisiert werden, da sonst die Abwicklung droht. Die Bank ist aufgrund der zahlreichen Schiffskredite wirtschaftlich angeschlagen. Sie soll allein auf rund 700 Mio. Euro Krediten der Rickmers sitzen.

Das Manager Magazin meldete am 1. Juni 2017, dass laut einem Schreiben der Rickmers Holding AG eine Insolvenzquote von etwa 6,7 Prozent erwartet werden könnte. Dies geht wiederum aus einem Gutachten der Insolvenzkanzlei Brinkmann & Partner hervor. Im schlimmsten Fall könnte die Insolvenzquote auch nur dürftige 2,3 Prozent betragen.

Möglichkeiten der Anleger
Anleger könnten hohe finanzielle Verluste bis hin zum Totalverlust erleiden. Betroffenen wird deshalb dringend geraten anwaltlichen Rat einzuholen, um mögliche Schadensersatzansprüche prüfen zu lassen und gegebenenfalls geltend zu machen. Grundlage der Schadensersatzansprüche könnte eine fehlerhafte Anlageberatung sein. Oftmals wurden Schiffsfonds als sehr sicher und gewinnbringend verkauft, obwohl diese hohe Risiken für Investoren bergen.

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